Was steckt eigentlich hinter dem Stuhl Petri? Die Diktatur des Stuhles Petri fußt auf den heidnischen Priesterreligionen. - Heidnischer Opferkult - Marienkult und Reliquienverehrung. - Die Magie der kirchlichen Zeremonien - "Heilig, heilig" – was ist der Kirche heilig? - Das unheilige Leben der "heiligen Väter". - Die Frau, eine "Einfallspforte des Teufels"? - Die Blutspur der Kirche - Woher kommt das Geld der stein-reichen Kirche? Der Stuhl Petri und die Tiere - Sind auch Sie verdammt?
Samstag, 20. Oktober 2012
Dienstag, 9. Oktober 2012
Vor Gott und den Menschen … - West ART - Talk - WDR Fernsehen
Vor Gott und den Menschen … - West ART - Talk - WDR Fernsehen
Sie können nicht ohne einander und geraten doch oft in Konflikt: der Staat und die Religion. In Deutschland ist das komplizierte Verhältnis in der Verfassung geregelt. Sie schützt die Religionsfreiheit und verpflichtet den Staat zu weltanschaulicher Neutralität. Die Trennung von Kirche und Staat lässt aber Spielraum für Kooperationen und konkrete Vereinbarungen - zum Beispiel beim Religionsunterricht oder bei der Wahrnehmung sozialer Aufgaben.
Sie können nicht ohne einander und geraten doch oft in Konflikt: der Staat und die Religion. In Deutschland ist das komplizierte Verhältnis in der Verfassung geregelt. Sie schützt die Religionsfreiheit und verpflichtet den Staat zu weltanschaulicher Neutralität. Die Trennung von Kirche und Staat lässt aber Spielraum für Kooperationen und konkrete Vereinbarungen - zum Beispiel beim Religionsunterricht oder bei der Wahrnehmung sozialer Aufgaben.
Freitag, 29. Juni 2012
Strafsache Vatikan - Jesus klagt an / Buch von Uli Weyland
Strafsache Vatikan - Jesus klagt an /  Buch von Uli Weyland
        
Es   ist vielleicht der größte Prozess der Weltgeschichte. Vom ersten Jahrhundert bis   in die Gegenwart reichen die Anklagepunkte gegen 46 Hauptbeschuldigte - allesamt   Päpste, welche die Verantwortung für eine beispiellose Verbrechensgeschichte   tragen. Die "Strafsache Vatikan", vom ehemaligen Stern-Redakteur Uli Weyland verfasst, 1994 erstmals   veröffentlicht und jetzt als Taschenbuch beim Verlag DAS WEISSE PFERD neu   aufgelegt, ist ein aus Fakten bestehender atemberaubender Historienroman. Der   Mann, auf den sich die Angeklagten zeit ihres Lebens zu Unrecht berufen haben,   begegnet ihnen nun als Kläger: "Jesus klagt an!"
 
         
Strafsache Vatikan
JESUS klagt an
von Uli Weyland
JESUS klagt an
von Uli Weyland
Das erschütternde Schauspiel beginnt in der Sixtinischen Kapelle   im Vatikan. Der Autor sitzt in einer der Bänke, den Kopf nach oben gerichtet,   und er betrachtet das Deckengemälde Michelangelos über das Jüngste Gericht.   Ausschnitt für Ausschnitt schildert er, was auf dem Gemälde zu sehen ist. Im   Mittelpunkt Jesus: "Er sitzt nicht und richtet, dieser Jesus steht und klagt an.  Mächtig und zürnend, den rechten Arm dorthin erhoben, wo dieses schier  unendliche Durcheinander von Menschenleibern sich schlängelt ... Plötzlich -  träume ich? - eine schnelle, heftige Armbewegung von Jesus, und in der Ferne das  seidenfeine Geläut einer Glocke. Dann kehrt wieder Stille ein ... Langsam  beginne ich zu begreifen: Hier wird ein Tribunal vorbereitet, ein Prozess ...  Ganz klar und deutlich kann ich das Geschehen verfolgen, als ob ich unter ihnen  säße" (S. 13 f.).
In seinem Eröffnungsplädoyer beschwört Jesus die Dimension der Klage und weist auf den Seher Johannes hin, der in seiner Apokalypse am Ende der Bibel "die Schreckensvision Kirche vorausgeahnt" hat. "Als Inkarnation der vier apokalyptischen Reiter zieht sich die Spur der Kirche durch die Weltgeschichte: Hunger, Pest, Krieg und Tod."
Der erste Angeklagte ist Klemens I. - um das Jahr 100 als angeblicher Nachfolger des Petrus Bischof von Rom - bezichtigt unter anderem der Amtsanmaßung, der Falschaussagen und des Betrugs. Verworfen und schändlich sei es, wenn Klemens sich auf ihn, auf Jesus beruft, wenn der Bischof für sich reklamiert, Haupt der Kirche zu sein. Jesus klagt an: "Zu keinem Zeitpunkt meines Lebens habe ich daran gedacht, ein Papsttum zu stiften." Dies "steht im Widerspruch zu meiner Lehre."
In seinem Eröffnungsplädoyer beschwört Jesus die Dimension der Klage und weist auf den Seher Johannes hin, der in seiner Apokalypse am Ende der Bibel "die Schreckensvision Kirche vorausgeahnt" hat. "Als Inkarnation der vier apokalyptischen Reiter zieht sich die Spur der Kirche durch die Weltgeschichte: Hunger, Pest, Krieg und Tod."
Der erste Angeklagte ist Klemens I. - um das Jahr 100 als angeblicher Nachfolger des Petrus Bischof von Rom - bezichtigt unter anderem der Amtsanmaßung, der Falschaussagen und des Betrugs. Verworfen und schändlich sei es, wenn Klemens sich auf ihn, auf Jesus beruft, wenn der Bischof für sich reklamiert, Haupt der Kirche zu sein. Jesus klagt an: "Zu keinem Zeitpunkt meines Lebens habe ich daran gedacht, ein Papsttum zu stiften." Dies "steht im Widerspruch zu meiner Lehre."
Doch das Unheil nimmt seinen Lauf. Die von Klemens und seinen   Nachfolgern repräsentierte Kirche versenkt "Furcht in die Herzen der Menschen,   vergewaltigt Seelen und Vernunft", anstatt Liebe und Barmherzigkeit zu bringen   (S. 21).
Im Prozess gegen Gregor IX. gibt Jesus auch einen Überblick über   mehrere Jahrhunderte: "Es schaudert mich, dem Gericht Zahlen nennen zu müssen,  aber für den Zeitraum von 1232 bis etwa 1850 rechnen die Forscher mit mehreren  Millionen Toten. Wie viele Menschen dabei auch seelisch zerstört worden sind,  hat bis heute niemand auch nur zu schätzen gewagt. Mit der Inquisition und den  Ketzerverfolgungen hat die Kirche Erpressung und Mord bis in die Familien  getragen, da durch die Gebote ihrer Führer Eltern gezwungen wurden, ihre Kinder  zu denunzieren, Kinder ihre Eltern, Männer ihre Frauen und Frauen ihre Männer  ..."
Der Prozessbeobachter und Autor schildert seine Eindrücke: "Eine Weile steht Jesus da, tief atmend mit geschlossenen Augen, und wenn ich mich nicht sehr täusche, sehe ich Tränen an seinen Lidern" (142 f.).
Der Prozessbeobachter und Autor schildert seine Eindrücke: "Eine Weile steht Jesus da, tief atmend mit geschlossenen Augen, und wenn ich mich nicht sehr täusche, sehe ich Tränen an seinen Lidern" (142 f.).
Einer der Hauptdrahtzieher der Inquisition war Innozenz III. Auf   seine Anordnungen geht zurück, dass jeder "Gläubige" gezwungen war, "bei seiner   Beichte ´Verdächtige` anzugeben, und wer dies unterließ, war selbst der   ´Ketzerei` verdächtigt und damit im Teufelskreis der Inquisitoren, aus dem es   praktisch kein Entrinnen hab. Diese von mir angeklagte Kirche", so Jesus, "hatte  also eine zweite Hölle erfunden - die auf Erden"   (S. 133).
Eines der  prominentesten Opfer war die Französin Jeanne d´ Arc.   Mit Papiermütze auf dem kahl geschorenen Kopf stand sie auf dem  Scheiterhaufen,   und auf der Mütze ist zu lesen "Häretikerin, Rückfällige,  Götzendienerin". "Bevor die Flammen sie zugleich erstickten und  verzehrten, rief sie noch zweimal   meinen Namen ´Jesus, Jesus!` Jeanne, ich habe dich gehört," ruft Jesus (S. 206   f.).
25 Jahre später wird Jeanne d´ Arc von der Kirche rehabilitiert, 489 Jahre später sogar heilig gesprochen "und die arme Jeanne konnte sich nicht einmal dagegen wehren. Kann es einen größeren Zynismus geben?" fragt sich der Autor. "Endlose Scham müsste jeden römischen Bischof erfüllen ob dieses Justizmordes. Aber Scham und Reue sind den weißgewandeten Monstren mit ihren kalten Herzen etwas völlig Fremdes" (S. 207).
25 Jahre später wird Jeanne d´ Arc von der Kirche rehabilitiert, 489 Jahre später sogar heilig gesprochen "und die arme Jeanne konnte sich nicht einmal dagegen wehren. Kann es einen größeren Zynismus geben?" fragt sich der Autor. "Endlose Scham müsste jeden römischen Bischof erfüllen ob dieses Justizmordes. Aber Scham und Reue sind den weißgewandeten Monstren mit ihren kalten Herzen etwas völlig Fremdes" (S. 207).
Die Verbrechensgeschichte reicht bis in die Gegenwart und endet   vorläufig im Jahr 1994, dem Erscheinungsjahr der 1. Auflage des Buches. Durch   die Anpassung an die demokratischen Gesellschaftsordnungen sind die päpstlichen   Verbrechen seit 1945 oftmals subtiler. Die Anklage muss Zusammenhänge manchmal   erst deutlich machen und einiges fehlt auch, was die Anklage gerade gegen die   letzten Päpste untermauern würde. Auch kann natürlich gefragt werden, ob Jesus   im Einzelfall wirklich auf diese Weise und nicht anders reagieren würde.
Im Vorwort zur Taschenbuchausgabe schreibt deshalb der Verlag DAS WEISSE PFERD: "So unabweisbar die Anklage ist, so sehr unterliegt die Gestalt des Anklägers aus Nazareth der subjektiven Einschätzung des Autors. Leser, für die in Jesus von Nazareth der Sohn Gottes inkarnierte, der Sein Friedensreich auf diese Erde bringt, werden nicht mit allen Charakterzügen und Aussagen einverstanden sein, mit denen Weyland den als Ankläger agierenden Jesus zeichnet. Doch es geht hier nicht um eine Jesus-Biografie, sondern um eine Gerichtsverhandlung über kirchliche Verbrechen. Diese ist von atemberaubender Spannung."
Auf diese Weise wird auch bewusst gemacht, wie diese Welt unter der Führung der Herren aus Rom in den Abgrund geführt wurde. Die Sittenlosigkeit vieler "Stellvertreter Gottes" wird ebenso deutlich wie ihre Doppelzüngigkeit, ihre Gewissenlosigkeit, ihre Selbstherrlichkeit und Menschenverachtung.
Die Gerichtsverhandlung deckt schonungslos auf, wie Millionen von aufrechten Menschen ihre Glaubenstreue und ihre ethischen Werte mit Folter und Tod bezahlen mussten. Der Autor Uli Weyland schrieb: "Ich widme dieses Buch allen, die durch die katholische Kirche ihre Menschenwürde, ihr Seelenheil oder ihr Leben verloren haben." (dp)
ISBN: 978-3-9808322-2-9Im Vorwort zur Taschenbuchausgabe schreibt deshalb der Verlag DAS WEISSE PFERD: "So unabweisbar die Anklage ist, so sehr unterliegt die Gestalt des Anklägers aus Nazareth der subjektiven Einschätzung des Autors. Leser, für die in Jesus von Nazareth der Sohn Gottes inkarnierte, der Sein Friedensreich auf diese Erde bringt, werden nicht mit allen Charakterzügen und Aussagen einverstanden sein, mit denen Weyland den als Ankläger agierenden Jesus zeichnet. Doch es geht hier nicht um eine Jesus-Biografie, sondern um eine Gerichtsverhandlung über kirchliche Verbrechen. Diese ist von atemberaubender Spannung."
Auf diese Weise wird auch bewusst gemacht, wie diese Welt unter der Führung der Herren aus Rom in den Abgrund geführt wurde. Die Sittenlosigkeit vieler "Stellvertreter Gottes" wird ebenso deutlich wie ihre Doppelzüngigkeit, ihre Gewissenlosigkeit, ihre Selbstherrlichkeit und Menschenverachtung.
Die Gerichtsverhandlung deckt schonungslos auf, wie Millionen von aufrechten Menschen ihre Glaubenstreue und ihre ethischen Werte mit Folter und Tod bezahlen mussten. Der Autor Uli Weyland schrieb: "Ich widme dieses Buch allen, die durch die katholische Kirche ihre Menschenwürde, ihr Seelenheil oder ihr Leben verloren haben." (dp)
Zu bestellen zum Preis von 19,80 € + 1,80 € Porto (Ausland nach  Aufwand) 
per E-Mail bei Verlag Das Weisse Pferd: info@das-weisse-pferd.com
per E-Mail bei Verlag Das Weisse Pferd: info@das-weisse-pferd.com
Montag, 18. Juni 2012
Des Satans alte Kleider - Priester gegen Propheten - ein uralter Kampf
Des Satans alte Kleider
Äußere oder innere Religion? Institution oder Urchristentum? Dogma oder Offenbarung? Zwang oder Freiheit? Täuschung oder Selbsterkenntnis? Dieser Kampf hat viele Facetten. Er tobt als äußerer „Glaubenskrieg“ ebenso wie im Inneren des Menschen, der um den rechten Weg zu Gott ringt. Und er ist nicht nur Geschichte - er ist Gegenwart. Mitten unter uns, im 20. und 21. Jahrhundert, hat dieser Kampf einen neuen Höhepunkt erreicht. Es ist ein Kampf, der mit ungleichen Waffen ausgetragen wird, denn:
Gott ist die Wahrheit - der Satan die Lüge.
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Priester gegen Propheten - ein uralter Kampf
Seit Urzeiten kämpfen die Vertreter der Priesterkaste, auch Schriftgelehrte oder Inquisitoren genannt, gegen die Propheten, die als Sprachrohre Gottes die Lehre der Himmel auf die Erde bringen.Äußere oder innere Religion? Institution oder Urchristentum? Dogma oder Offenbarung? Zwang oder Freiheit? Täuschung oder Selbsterkenntnis? Dieser Kampf hat viele Facetten. Er tobt als äußerer „Glaubenskrieg“ ebenso wie im Inneren des Menschen, der um den rechten Weg zu Gott ringt. Und er ist nicht nur Geschichte - er ist Gegenwart. Mitten unter uns, im 20. und 21. Jahrhundert, hat dieser Kampf einen neuen Höhepunkt erreicht. Es ist ein Kampf, der mit ungleichen Waffen ausgetragen wird, denn:
Gott ist die Wahrheit - der Satan die Lüge.
Mittwoch, 13. Juni 2012
Dienstag, 22. Mai 2012
Pontifikat der Scharlatane | Telepolis
Pontifikat der Scharlatane | Telepolis
Pontifikat der Scharlatane
  Peter Bürger    16.05.2012  
Kleinbürgerliche Heimathorizonte und das Ende der katholischen Weite: Der Papst aus Bayern und der Zentralkomitee-Katholizismus sind den Herausforderungen des 3. Jahrtausends nicht gewachsen. - Eine fromme Polemik
Zum Fest Christi Himmelfahrt findet in Mannheim der 89.  deutsche Katholikentag statt. Die wohl bedeutendste katholische Gestalt  aus Mannheim ist der von den Nationalsozialisten hingerichtete Jesuit  Alfred Delp. Er war (trotz seiner Nähe zu einigen deutsch-katholischen  Ideologiekomplexen) ein kompromissloser Gegner der Faschisten. Einen  Monat vor seiner Ermordung schrieb dieser Märtyrer in sein  Gefängnistagebuch über den Selbsterhaltungstrieb der Kirchenmächtigen:  "Wir haben die kirchenpolitische Apparatur überschätzt und sie noch  laufen lassen zu einer Zeit, wo ihr schon der geistige Treibstoff  fehlte. […] Es kommt einzig darauf an, welche innere Mächtigkeit die  Kirche als Religion in den betreffenden Räumen besitzt. Und hier geschah  die große Täuschung." Die Diagnose ist, wenn auch unter ganz anderen  Vorzeichen, hochaktuell. Der Papst aus Deutschland hat geistigen  Treibstoff für ein Christentum des 3. Jahrtausends allzu offenkundig  nicht zu anzubieten. Der deutsche Katholizismus, der mit ihm  kirchenpolitisch keineswegs immer am gleichen Strang zieht, steht leider  ebenso wenig für überzeugende Alternativen einer prophetischen Kirche.  Es dominieren kleine Horizonte.
Angesichts des römischen Kamikaze-Kurses, der in  absehbarer Zeit zum großen Knall führen muss, kann man sich über die  Blauäugigkeit und Zaghaftigkeit mancher Laienfunktionäre nur wundern.  Restituiert ist trotz des letzten Konzils ein repressiver Machtapparat,  durch den sich Hans Küng - sehr zu Recht - "an Leitungskader in totalitären und diktatorischen Systemen" erinnert fühlt.  
Vom Papst ernannte Kardinäle, deren Amt in Bibel und  frühchristlicher Praxis nirgendwo vorgesehen ist, wählen jeweils den  nächsten Papst, der wiederum allein die neuen Kardinäle kreiert und  überall in der Weltkirche alles befehlen kann. Auch die Bischöfe auf dem  ganzen Erdkreis werden vom Papst so ausgewählt, dass sie - von sehr  seltenen "Unfällen" abgesehen - durchweg aus willigen Befehlsempfängern  und Ausführungsbeamten bestehen … 
Das sich selbst reproduzierende, auf einen einzelnen  Übermenschen zugeschnittene Machtsystem ist jedoch in jesuanischer,  biblischer und altkirchlicher Perspektive schlichtweg illegal. Es  ersetzt die Formen rechtmäßiger Kirchenleitung durch einen Götzendienst  der Macht und bedarf aus Glaubensgründen zwingend der Heilung. Dies gilt  umso mehr, als Willkür und Selbstherrlichkeit dieses Systems nun wieder  ungeschminkt ihr Gesicht zeigen. Zu predigen ist heute der römischen  Kurie die Weisung Jesu: "Die in der Welt als Herrscher gelten, willküren  nach unten herunter auf die Menschen und setzen sich ohne Rücksicht auf  Verluste durch. So jedoch darf es bei euch nie sein." (vgl.  Markus-Evangelium 10,42-43) 
Das Zauberwort der Ratzinger-Ära: Monolog
Das unfehlbare und allmächtige Papsttum ist von einer  Kirche der Angst erfunden worden, die sich 1870 dem Zeitalter  dialogischer Geistigkeit durch die Konstruktion eines absurden  Wahrheitsmonologes zu verweigern gedachte. Das letzte Konzil von  1962-1965 wollte diesen fatalen Umbau der Kirche zum geistigen  Kriegsschiff rückgängig machen. Der Papst aus Deutschland setzt -  stärker als sein polnischer Vorgänger - wieder auf die Monolog-Doktrin  von vorvorgestern.  
Schon in seiner Papstwahlkampfrede  hat Joseph Ratzinger 2005 vor einer "Diktatur des Relativismus" gewarnt  und geklagt, ein klarer Glaube nach dem kirchlichen Credo werde "oft  als Fundamentalismus abgestempelt". Diejenigen, die Angst vor einer  beziehungsfähigen Wahrheitssuche - in Relationen - haben, sind seitdem  in ihren Erwartungen wahrlich nicht enttäuscht worden. Es gilt wieder  mit Punkt und Komma das gedruckte Wort des zentralen Römischen  Katechismus, dessen Weltbild und Sprache heute kein Religionslehrer mehr  aufgeweckten jungen Leuten vermitteln kann. Als wahr gilt, was mit der  platonisch-augustinischen Christologie Ratzingers konform geht.  
Die Widersprüche zur bösen modernen Welt, die sich aus dem päpstlichen "Entweltlichungs"-Programm  ergeben, sind durchaus etwas anderes als jene Konflikte, die Christen  aufgrund einer jesuanischen Lebenspraxis aushalten müssen. Die  pluralistische und dialogische Welt der Moderne soll abgeschrieben  werden. "Ökumene" wird zum Fremdwort. Nach innen aber haben alle Glieder  der Kirche wie ein Einheitsblock zu funktionieren, damit die Illusion  einer unangefochtenen Wahrheitsbastion aufrechterhalten bleibt. 
Nach dem Katholikentag: Volle Eingliederung der Traditionalisten?
Natürliche Verbündete für ein solches  Dialogverweigerungsprogramm gegenüber der "Welt" sind die  fundamentalistischen Lefebvre-Traditionalisten, die Pluralismus für  Teufelswerk halten, die Zeitspanne von der Reformation bis hin zur  bürgerlichen Revolution mit einem Eintritt in den Weltuntergang  verbinden und Juden als Gottesmörder betrachten. Es bleibt einem die  Spucke weg, wie Rom diesen Gegnern des letzten Konzils ohne  Vorbedingungen alle Türen geöffnet hat und Schritt für Schritt ihren Wünschen  Rechnung trägt. Sogar eine Fürbitte zur Bekehrung der Juden hat Joseph  Ratzinger - ganz im Sinne der Schismatiker - wieder eingeführt, obwohl  er aus Deutschland stammt und obwohl sein Großonkel Georg ein führender  Vertreter des antisemitischen Sozialklerikalismus in Bayern war. Über  Stilfragen kann man streiten, über diesen Kasus kann man nur weinen. 
Liest man alle Informationen der letzten Jahre zusammen,  so kommt der Verdacht auf, der Papst betrachte die vollständige  Wiedereingliederung der rechten Fundamentalisten als oberstes Ziel  seiner Amtszeit. Die treuesten Verfechter einer vorkonziliaren Kirche  sollen wieder zur festen Säule im Innenraum werden, koste es was es  wolle. Aus staatspolitischer Sicht gibt es da auch hierzulande riesige  Probleme, denn Vertreter der Traditionalisten propagieren ja ganz offen  verfassungsfeindliche Ziele. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse  ließ sich deshalb von Kurienkardinal Kurt Koch Anfang des Monats beruhigen. Ohne ein klares Bekenntnis zum letzten Konzil sei eine Eingliederung der Pius-Bruderschaft nicht möglich. 
Was aber wird Thierse sagen, wenn kurz nach dem Ende des  Katholikentages oder mittendrin ganz andere Nachrichten aus Rom kommen?  Bernd Göhrig, Geschäftsführer der Initiative Kirche von unten, befürchtet  bei entsprechenden Beratungen der Glaubenskongregation in dieser Woche  ein schlimmes Hau-Ruck-Ergebnis: "Es geht hier um einen Deal, bei dem  beide Seiten gewinnen: Der Papst beendet ein Schisma und erzielt einen  Prestigegewinn - und die Bruderschaft gewinnt Handlungsfreiheit zurück.  Demokratiefeindlichkeit, Antisemitismus und Hass auf Homosexuelle werden  jedoch auch weiterhin das interne Klima dort prägen." Angemessen wäre  eine klare Botschaft des Katholikentages: "Mit solch finsteren Gestalten  wie den Lefebvre-Fundamentalisten stehen wir in keiner  Kirchengemeinschaft!" 
Die neue Ratzinger-Messe: Jesus darf seinen Weg nicht mehr für alle gehen
Dass der Papst den Sektenkurs unverdrossen durchsetzen will, zeigt auch seine jüngste Order  vom 14. April 2012 an die deutschsprachigen Bischöfe. Nach dieser  Anordnung soll im Eucharistischen Hochgebet die Wendung "für alle"  ersetzt werden durch "für viele". Falls dem griechischen und  lateinischen "für viele" ein aramäischer "Wortlaut aus dem Munde Jesu"  zugrundeliegen sollte, wäre das eher ein Argument für die  deutschsprachige Übersetzung.  
Jesus ist für alle Menschen einen Weg gegangen,  der ihn in den tödlichen Konflikt mit Machtsystemen geführt hat, die aus  der Angst und der narzisstischen Störung unserer menschlichen Gattung  resultieren. Dass sein Weg allen gilt, betont auch ein Einschub  der ältesten Überlieferung der römischen Gründonnerstagsliturgie.  Ausdrücklich [!] hat Papst Johannes Paul II. Übersetzungen nach dem Typ  des deutschsprachigen Messbuches noch wenige Wochen vor seinem Tod in  der Gründonnerstagsbotschaft 2005 als "legitim" bezeichnet (man darf mit gutem Recht spekulieren, warum). 
Angesichts all dieser Befunde gehen dem Papst aus  Deutschland die Argumente aus. Sein Schreiben vom 14. April weist für  einen angeblich brillanten Intellektuellen bemerkenswert viele  Verwicklungen und Widersprüche auf. Harmlos daherkommender Formalismus  soll davon ablenken, dass auch diese Order eine Konzession an die kleine  traditionalistische Minderheit ist. Den größeren Zusammenhang bildet  ein technokratisches Sprachdiktat, mit dem Rom schon lange gewachsene  Liturgien verunstalten will. Eine erotische Theologie der  Sprachenvielfalt und der vom Geistwehen eröffneten Übersetzungsräume  täte im Zeitalter der Globalisierung not. Das Wahngebilde einer  zentralistisch verordneten Einheitssprache gehört hingegen zum  Babel-Projekt und ist im wahrsten Sinne geistlos.  
(Falls Rom, wie zu befürchten steht, demnächst auch  gegen den breiten Glaubenssinn der Gemeinden die Lieder des  niederländischen Dichterpriesters Huub Oosterhuis  aus dem Gesangbuch wegzensiert, werden wir das katholische Kulturniveau  der Konzilskirche endgültig begraben und die verbohrt-spießige  Kleingeistigkeit heiligsprechen müssen.) 
Letztlich geht es beim absurden Verbot der  Liturgie-Formel "für alle" auch um die Frage, ob die katholische Weite  Karl Rahners, des bedeutenden Kirchenvaters des 20. Jahrhunderts, oder  das Festungsmodell des machtpolitisch ungleich wendigeren Joseph  Ratzingers zum Zuge kommt. Viel liegt dem Papst aus Bayern daran, die  dem 19. Jahrhundert verhaftete Kirchenburg seiner Eltern und seiner  eigenen Kinderzeit zu konservieren. Ob jüngere Katholiken ihre Kirche  des II. Vatikanums am Ende seiner Amtszeit noch wiedererkennen können,  darüber macht er sich offenbar keine Gedanken. 
Der Macht- und Repressionsapparat
Im Fernsehen schaut der oberste Kirchenfürst immer  sanftmütig aus. Die Realität ist, dass er als Großinquisitor  systematisch die Theologen der lateinamerikanischen Kirche der Armen  gemaßregelt hat und noch als Papst dem Jesuiten Jon Sobrino, einem der  Berater des Märtyrerbischofs San Oscar Romero, eine  Maßregelungsnotifikation schicken ließ. In seinem Priesterdasein war der  heutige Papst stets materiell abgesichert und vermutlich nie  lebensgefährlichen Konflikten aufgrund einer Bezeugung der prophetischen  Botschaft Jesu ausgesetzt. (Die Auseinandersetzungen mit frechen  68er-Studenten wird man hier wohl kaum anführen können.) 
Die neuerdings eingeübte Klage, die Kirche werde wegen  des Ausschlusses der Frauen und ihrer Verurteilung der homosexuellen  Liebe in der modernen Welt "einem tyrannischen Maßstab" unterworfen, ist  - auch mit Blick auf die lateinamerikanischen Märtyrer - hoffentlich  nicht als Anspielung auf eine moderne Variante von Kirchenverfolgung zu  verstehen. Wenn sich der "Stellvertreter Christ" bei diesen beiden von  ihm selbst gemachten Konfliktfeldern in Selbstmitleid üben würde, wäre  es nämlich wirklich sehr traurig um das Glaubenszeugnis der obersten  Kirchenleitung bestellt. 
Die historisch äußerst belastete Naturrechtsdoktrin, die  der Papst zuletzt bei seiner akademischen Vorlesung im deutschen  Parlament vorgetragen hat, bietet für den dringend notwendigen Diskurs  über neue Formen der Barbarei wenig Hilfreiches (der Papst hätte einen  Freund oder eine Freundin mit Down-Syndrom in den Bundestag mitbringen  und sprechen lassen sollen, dann wäre eine Botschaft ins Land gekommen).  Der kundige Zuhörer entdeckt aber unter dem Stichwort "Ökologie des  Menschen" auch in dieser Parlamentsvorlesung wieder die beiden, mit  Geschlechterrollen zusammenhängenden Lieblingsthemen Joseph Ratzingers. 
Frauenfrage und Homophobie im reinen Männerbund der Kirche betreffen eine zentrale Blockade aller Reformprozesse (Die große "Mutter Kirche" und ihre Söhne.  Nicht von ungefähr setzen genau hier die innerkirchlichen Repressionen  der letzten Zeit an. Konservative Bischöfe wollen den Laien bei beiden  Themen den Mund verbieten, was ihnen in Deutschland allerdings nur  teilweise gelingt. Kritische Priester in Irland wie der Journalist Brian D'Arcy  werden vom Vatikan überwacht, weil sie z.B. neben dem Zölibat auch den  Ausschluss der Frauen in Frage stellen. In den USA hat es jetzt den  größten Dachverband der Ordensfrauen  erwischt, dessen Mitglieder für ein breites Sozialengagement der Kirche  einstehen. Auch hier gehört es wieder zu den zentralen Vorwürfen, dass  die allzu klugen Nonnen der kirchlichen Lehre über Frauen-Ordination und  "Homo-Ehe" nicht die Treue halten (wobei sie sich bezüglich des letzten  Punktes übrigens in Einklang mit Kardinal Carlo Martini befinden). 
In Irland und den Vereinigten Staaten haben Angehörige  des männlichen Kleriker-Standes durch ihre sexualisierten Gewalttaten  den Niedergang ganzer Landeskirchen eingeleitet. Die Kirche muss jene  Kassen, die nach altkirchlicher Regel eigentlich den Armen gehören, zur  "Entschädigung" von Priesteropfern leerräumen (die Beträge bewegen sich  in Milliardenhöhe). Man sollte also meinen, wie die Publik-Forum-Autorin  Barbara Jentzsch zu bedenken gibt, der Vatikan habe andere Hausaufgaben  zu erledigen als die Beschnüffelung von Christen, die andere Meinungen  als Rom vertreten. 
Ein offenes Wort an die Geschwister im ZdK und in den nahen Kirchenleitungen
An meine Geschwister im nahen Kirchenraum würde ich  gerne viele freundliche Worte richten. Das Zentralkomitee der deutschen  Katholiken hat z.B. in der Frage der "Judenmission" die Umkehr des  letzten Konzils unbeirrt verteidigt. Viele ZdK-Vertreter und mehrere  Bischöfe, darunter sogar Kardinäle, haben sich faktisch von der  aggressiven Homophobie der reinen Ratzinger-Lehre distanziert. Die  Wortmeldungen aus der theologischen Zunft zeichnen sich seit geraumer  Zeit durch immer mehr Qualität und Klartext aus …  
Doch zur Stunde wiegt all dies angesichts einer Krise,  in der sehr viele junge Leute uns Katholiken als Mitglieder einer  kriminellen Vereinigung betrachten, zu leicht, viel zu leicht.  Streitbare Persönlichkeiten gibt es lediglich im konservativen Flügel  der deutschen Bischofskonferenz. Die anderen Herren bringen allenfalls  auf der Predigtkanzel eine kleine Liebeserklärung an Johannes XXIII.  zuwege, doch vor den Medienmikrofonen verstummen sie, sobald die  eigentlichen Zeitfragen angerührt werden. Auch ein Kardinal Karl Lehmann  hat es sich bis jetzt noch nicht verdient, dereinst als couragierter  Anwalt des letzten Konzils in die Geschichtsbücher einzugehen. Die  Geschichte der deutschen Bischofsstühle ist bekanntlich keine Geschichte  von mehrheitlich mutigen Gestalten. Doch so wenig Format der  Apostelnachfolger unter den Bedingungen einer relativ freien  Gesellschaft, das ist schon bitter. 
Die Frauen und Männer in ZdK-Gremien wissen intern ganz genau, dass der hierzulande ausgerufene Pseudodialog in der Kirche eine Alibiveranstaltung  ist. Das Ganze läuft derzeit auf eine kunterbunte Anhörung ohne Folgen  hinaus, bei der sich ausgesuchte Laien mal die Seele frei reden können  und am Ende teure Hochglanzbroschüren erhalten. Insbesondere ist nicht  zu erkennen, dass die von der theologischen Forschung klar  herausgearbeiteten Verbindlichkeitskriterien für synodale  Prozesse auch nur ansatzweise berücksichtigt werden. "Kabarettreif"  nennt der Jesuit Friedhelm Hengsbach diesen Etikettenschwindel. 
In den nächsten zwei Jahrzehnten werden die meisten  nahen Ortskirchen, die man trotz des auch vom letzten Konzil bezeugten  gemeinsamen Priestertums aller Getauften noch immer dreist als  "priesterlos" bezeichnet, ausbluten. Aufgrund der herrschenden  Amtspriester-Ideologie verstreicht die Frist zur Wahrnehmung jenes  Zeitfensters, in dem sich der Leutekatholizismus vor Ort noch in  zukunftsträchtige Kirchenmodelle transformieren könnte. Dass wir von den  oberen Exzellenzen keine Hilfe erwarten dürfen, ist längst klar. Die  Leute müssen also die Schlüssel ihrer Dorfkirchen in eigene Verwahrung  nehmen und den frommen Ungehorsam einüben. Wenn der Bischof niemanden  schicken will, dann werden eben die vor Ort anwesenden Christen Kindern  von Jesus erzählen, Menschen taufen, die Frohe Botschaft auslegen,  Kranke salben und helfen, den Altar des Lebens für die Gemeinde zu  bereiten. Außer Magengeschwüren handelt man sich durch Anfragen bei den  Autoritäten nichts ein, das ist die Erfahrung ungezählter Ortsgemeinden.  Die Kirche von morgen beginnt also einfach von unten - oder es wird sie  nicht geben. 
Wie hilfreich bzw. verantwortungsvoll sind da Laienfunktionäre, die in Rom im Vorfeld des Katholikentages ganz autoritätshörig erklären: "Wir bleiben brav!" Auf dem alternativen Kirchentag von unten wird mit größter Spannung der Österreicher Helmut Schüller als Sprecher einer frommen Pfarrer-Revolte erwartet, die auch in deutschen Bistümern längst Schule macht. Falls die Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken allen Ernstes bei ihrer Distanzierung von diesem Hoffnungsträger bleiben will, sollte sie sich besser nicht mehr als Sprachrohr der Laien betrachten. 
 | Illustration aus dem römisch-katholischen Kriegspropaganda-Hausbuch "Sankt Michael" von 1917. | 
Deutsch-katholisches Nationalerbe und Prüfsteine der Umkehr
Aufgrund ihrer deutsch-katholischen Kriegstheologie hat  besonders die Kirche unseres Landes in zwei Weltkriegen das Evangelium  verraten und deshalb eine besondere historische Verantwortung, die  Kollaboration des Christentums mit dem Kriegsapparat endgültig zu  beenden. Der Bruder Papst aus Deutschland sollte sich von seinem  "Feindbild Pazifismus", kundgetan noch am Vorabend des Todes von  Johannes Paul II., distanzieren; er sollte außerdem das von einem  Rüstungskonzern erstellte Papa-Mobil abschaffen, die zur Schau gestellte  Herzlichkeit an der Seite des Kriegs- und Folterpräsidenten George Bush  jun. als schwerwiegenden Fehler seines Pontifikates eingestehen und in  seiner Sozialenzyklika das dort fehlende Kapitel über die  Hochrüstungsspirale der reichen Länder und den damit verbundenen  Massenmord an den Armen der Erde ergänzen. 
Die deutschen Bischöfe leben in einem Land, das  inzwischen Waffenexport-Europameister ist und weltweit den dritten Platz  beim Einfahren von Kriegsgüterprofiten behauptet. Ein gemeinsames  Projekt aus beiden Großkirchen sorgt seit langem für kritische  Aufklärung. Beim Katholikentag gäbe es die Chance, als Kirche Farbe zu  bekennen. Die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der Katholiken  könnten geschlossen dem Trägerkreis der Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel  beitreten. Eine der Forderungen der Kampagne: Das Verbot der  Rüstungsexporte gehört ins Grundgesetz, denn es geht bei diesem  boomenden deutschen Wirtschaftskomplex um Angriffe "auf das friedliche  Zusammenleben der Völker". 
Seit dem Bischofswort "Gerechter Friede" sind jetzt fast  12 Jahre vergangen. Die Politiker, gerade auch viele katholische, haben  es sich herzlich wenig zu Gemüte geführt. Inzwischen gehören nationale  Wirtschaftsinteressen zum festen Zielvorgabekatalog der deutschen  Militärdoktrin (die Christenpartei will ja sogar Panzerexporte nach  Saudi-Arabien mit einer Abwägung von "Werten und Interessen"  rechtfertigen). Auch hier könnten sich Bischofskonferenz und  Zentralkomitee einer ökumenischen Erklärung gegen Wirtschaftskriege  anschließen. Denn dass Leute, die in der Politik für militärische  Interventionen zur Sicherung unseres "nationalen Wohlstandes" eintreten,  das Evangelium des Friedens verlassen haben, das muss man laut sagen -  sonst wissen sie es womöglich nicht. 
Beide Vorschläge hätten noch weitere große Vorzüge für  alle Beteiligten. Die Zentralkomitee-Katholiken könnten nebenbei unter  Beweis stellen, dass sie Gott mehr gehorchen als den Programmen der  Parteien, denen sie angehören (auch die staatlichen  Katholikentags-Zuschüsse würden ihr Geschmäckle verlieren). Die  deutschen Bischöfe würden durch ihr unbequemes Votum ebenfalls  demonstrieren, dass sie trotz ihrer horrenden Staatskirchengehälter und  der staatlich finanzierten Militärseelsorge nicht gekauft sind. 
Liebe Brüder Bischöfe, gerade auch die Geschichte des  Bistums, in dem der Katholikentag stattfindet, sollte euch an  ausstehende Wiedergutmachungen erinnern. Als der katholische Pazifist  Max Josef Metzger von den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt worden  war, schrieb der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber einen schleimigen  Brief an den Präsidenten des Volksgerichtshofes Roland Freisler und  distanzierte sich feige von seinem Priester. Wie wäre es, wir würden im  Geiste eures Hirtenwortes von 2000 in Deutschland anfangen, eine  prophetische Friedenskirche zu werden? 
Parallelen weltlicher und kirchlicher Machtverhältnisse
Wenn es einen glaubwürdigen Aufbruch im deutschen  Katholizismus geben soll, dann ist eine weltkirchlich ausgerichtete und  streitbare Parteiergreifung für die Armen auf dem Globus das erste Gebot  der Stunde. Selbstredend sind mit den seit vielen Jahren eingeklagten Kirchenreformen  nur zwingend notwendige Rahmenbedingungen angesprochen, auf deren  Grundlage eine gemeinsame Suchbewegung im Dienste der christlichen  Gemeinde von morgen überhaupt erst möglich wird.  
Überall in der Nähe und auch im größeren Kirchenschiff  müsste Jesus von Nazareth, den man in einen völlig ungefährlichen  platonischen Überhimmel abgeschoben hat, die Chance erhalten, wieder auf  die Erde zu kommen und an unserer Seite zu gehen. Dann hätten wir wohl  anderes zu tun, als uns mit klerikalen Klageliedern über die sogenannte  Gotteskrise die Zeit zu vertreiben. 
Dass die vorherrschende Ignoranz gegenüber den großen  Zivilisationsfragen ein Skandal ist, bekunden vor dem Katholikentag auch  eher bürgerlich geprägte Kreise der Kirchenreformbewegung: 
Es ist […] völlig unverständlich, warum sich  die Deutsche Bischofskonferenz einem zweiten ökumenischen Sozialwort  verweigert. In einer Zeit, in der der private Reichtum einiger Weniger  ständig weiter wächst, während eine Milliarde Menschen Hunger leiden und  die Natur rigoros dem Wirtschaftswachstum geopfert wird, müssen  dringend grundlegende Alternativen zum herrschenden Wirtschaften, zur  herrschenden Politik diskutiert werden.
Die deutschen Diözesanbischöfe gehören mit ihrem Einkommensniveau zur Oberschicht und haben mit dem Katakombenpakt  der Armenbischöfe Lateinamerikas bislang noch wenig im Sinn. Die  Parteien, aus denen sich nicht wenige ZdK-Funktionäre rekrutieren, sind  weithin noch der neoliberalen Religion verhaftet. Vielleicht sind die  Ähnlichkeiten zwischen dem weltlichen und dem kirchlichen Machtgefüge  keineswegs zufälliger Natur. Im parlamentarischen Bereich bringt es die  Politik nicht einmal fertig, die allerersten kleinen Schritte einer  Entschleunigung und Kontrolle der virtuellen Geldvermehrungsmaschine auf  den Weg zu bringen. Das aber wäre minimale Grundvoraussetzung dafür, um  über eine neue Wirtschaftsform im Dienste der Menschen überhaupt  nachdenken zu können. 
Im Bereich der römischen Kirche werden derweil alle  Weichen so gestellt, dass am Ende nur ein Kuschel-Getto für Kleriker in  Spitzenröckchen und Priesteranbetungsvereine übrig bleibt. Da wollen wir  frommen Revoluzzer doch lieber unheilbar katholisch bleiben und auf die  ganze Weltgeschichte schauen: "Euch, Ihr selbstverliebten Herren,  gehört die Kirche nicht!" 
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